Hedwig von Redern


Seelsorge im Rahmen der Gemeinschaftsbewegung

Mit dem Lied: „Weiß ich den Weg auch nicht“ traf Hedwig von Redern, die Dichterin und Schriftstellerin, das Lebensgefühl vieler Menschen ihrer Zeit:

Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl;
das macht die Seele still und friedevoll.
Ist's doch umsonst, dass ich mich sorgend müh,
dass ängstlich schlägt mein Herz, sei's spät, sei's früh.

Du weißt den Weg für mich, du weißt die Zeit,
dein Plan ist fertig schon und liegt bereit.
Ich preise dich für deiner Liebe Macht,
ich rühm die Gnade, die mir Heil gebracht.

Du weißt, woher der Wind so stürmisch weht,
und du gebietest ihm, kommst nie zu spät,
drum wart ich still, dein Wort ist ohne Trug,
du weißt den Weg für mich, das ist genug

Die Unsicherheit des Lebens und das Vertrauen in Gott spiegelt der Text. Das Lied war Lebensgefühl vieler damaliger Zeit und auch später bis in die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg als Konfirmationslied sehr beliebt. Es ist auch heute im Regionalteil vieler Evangelischer Gesangbücher und im Mennonitischen zu finden.

Hedwig von Redern (1866-1935) stammt aus einem märkischen Adelsgeschlecht. Sie war das älteste Kind des Generalleutnants Hermann von Redern (1819–1886) und wuchs auf dem brandenburgischen Gut Wansdorf im Osthavelland auf. Als sie 20 Jahre alt war, starb der Vater und die Familie zog nach Berlin, wo Hedwig in relativ schlichten Verhältnissen lebte. Die hochgebildete Frau war nie berufstätig, sie kümmerte sich um ihre Mutter und war ehrenamtlich in der Seelsorge tätig. Sie bearbeitete Biographien von Mystikerinnen, um damit Gläubige zu stärken und sie schrieb: „Bibelwinke“. Sie führte in die biblischen Schriften ein, erläuterte Verfasser und Ort und versuchte minimale exegetische Auslegungen zu geben und seelsorgerliche Auslegungen zu bieten. In besonderer Weise sind zwei Gruppen spannend, denen sie sich seelsorgerlich widmete: einmal betätigte sie sich als Polizeiseelsorgerin, sie hielt Bibelstunden und fungierte als geistliche Mutter der in Berlin lebenden Zigeuner, heute würden wir von Sinti und Roma sprechen. Diesen Heimat- und rechtlosen von Leidenschaft und Schönheit geprägten Menschen wendete sie sich zu. Im Jahre 1900 begründete sie mit Gleichgesinnten den Deutschen Frauen-Missions-Gebetsbund (DFMGB).


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