Willigis Jäger


Der Benediktiner und Zen-Meister Willigis Jäger, geboren 1925, ist einer der einflussreichsten Mystiker der Gegenwart. Als Seelsorger und als spiritueller Lehrer begleitete er seit über einem halben Jahrhundert Tausende von Menschen. Er erlebte als Jugendlicher den zweiten Weltkrieg und wie viele seiner Kameraden starben. Er selbst wurde verwundet. Diese Kriegs- und Todeserfahrungen prägten ihn. Die Frage: „Wozu bin ich hier auf der Erde?“ verlangte für ihn nach einer Antwort. Er trat ins Benediktinerkloster Münsterschwarzach ein. Seine Beschäftigung mit den christlichen Mystiker führte ihn zur Kontemplation und zur Meditation. Er fand in seinem christlichen Umfeld keinen spirituellen Lehrer, der ihm weiterhelfen konnte. Dann lernt Jäger den fernöstlichen Zen-Weg kennen und den Lehrer, den er gesucht hatte: den japanischen Zen-Meister Yamada Ko-un Roshi, dessen Schüler er wurde. Er wird zum Zen-Meister ernannt. Zu einem west-östlichen Grenzgänger wurde er, für den Religions- oder Konfessionsschranken keine Rolle mehr spielen. Die meditativen Übungen dienen der Achtsamkeit und werden vorwiegende im Sitzen in der Stille ausgeführt. Die Übung vermittelt ein Spüren, ein Lauschen, ein Wahrnehmen des formlosen Urgrundes des wahren Wesens des Menschen. Sie ist ein Nicht-Denken, ein Horchen nach Innen. Nichts, was im Bewusstsein auftaucht, wird festgehalten. Diese Übungen der Ruhe führen zu einer Entleerung des Bewusstseins und in eine das Personale übersteigende Seinseinheit.

Jäger leitete ab 1983 das Meditationszentrum „Haus St. Benedikt“ in Würzburg, hielt Kurse sowohl in christlicher Kontemplation als auch in Zen. Sein unkonventioneller Zugang zum Religiösen brachte ihn in Konflikt mit der offiziellen Kirche: Es erfolgte 2002 ein Rede- und Auftrittsverbot sowie die Exklaustrierung aus dem Kloster Münsterschwarzach. 2003 gab ihm Gertraud Gruber, Unternehmerin und Investorin, die Möglichkeit, seine Kurs- und Lehrtätigkeit am Benediktushof in Holzkirchen fortzuführen. Ein neues Zentrum für spirituelle Wege des Westens und Ostens öffnete mit ihm seine Pforten. Willigis Jäger hat sich seit 2007 aus dem Leitungsamt zurückgezogen, lebt dort weiterhin im Bewusstsein, dass mit dem Tod nur die jetzige Form vergeht, das wahre Wesen aber unsterblich bleibt.


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