Demut

Allzu Menschliches berichtet die Bibel vom Verhalten der Jünger. Unterwegs kam es zwischen den Jüngern zu der Frage, wer wohl der Größte im Himmelreich (Mk9, 33-37). ist. Es scheint so, wie Markus berichtet, dass sie die Frage unter sich nicht klären konnten. Jesus spricht sie darauf an, was sie denn auf dem Weg zu verhandeln gehabt hätten? Es wundert nicht, dass keiner der Jünger sich traute, das Anliegen vorzubringen. Sie schwiegen. Jesus macht ihnen sehr deutlich, was er von ihren Überlegungen hält: Der Erste wird der Letzte sein. Übersetzt heißt das für mich, dass das Streben nach Anerkennung, Macht und  Ansehen in die falsche Richtung laufen. Sie bringen uns Gott nicht näher. Am unteren Rand der damaligen Gesellschaft rangierten die Kinder. Eindrücklich macht Jesus klar, indem der ein Kind in die Mitte stellt, welche Werte er vertritt. Wer sich für die Schwachen einsetzt, ihre Anliegen zu den Seinen macht, der ist auf dem richtigen Weg.

Sich selbst zurücknehmen, den anderen sehen, Schwächen und Not erkennen und dagegen eintreten, das, so verstehe ich es, wird von uns verlangt. Ein heute kaum noch benutzter Begriff, der auch in Verruf geraten zu sein scheint, gilt es aus der „Abstellecke“ herauszuholen, er heißt: Demut. Er ist vielfältig benutzt worden, im Sinne von folgsam, bescheiden, sein Licht unter den Scheffel stellend. Das mittelhochdeutsche „diemuot“ legt eine andere Bedeutung nah: dienender Mut. Mutig für andere eintreten, die es nicht für sich selbst können, wie z. B. für das Kind, das Jesus in die Mitte stellt. Zivilcourage zeigen, das ist gefragt, aber selbst dieser moderne Begriff ist angestaubt und man hört ihn nicht oft.

Demut ist wagender Mut, kein Duckmäusertum, das sich klein macht vor großen Aufgaben, um nicht handeln zu müssen. „ Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den anderen höher als sich selbst und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem anderen dient.“ (Phil 2,3;4).

Wenn ich mich klein mache, um zu zeigen, dass ich nicht helfen kann, verhalte ich mich wie derjenige, der hilft, dem es aber um sich und seinem Ruhm geht. Mich fraglos und selbstlos einzusetzen für einen Menschen oder eine Sache kann gefordert sein, denn Gottes Wege sind unergründlich und es ist gut, wenn ich dann nicht die Frage nach dem Platz im Himmelreich stellen muss.


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