Trost und Vertrösten liegen nah beieinander. Weil viele Menschen erfahren haben, dass der tröstend gemeinte Satz „es wird schon wieder“ gar nicht tröstlich ist. Eine gewisse Vorsicht ist angebracht, wenn von Trost die Rede ist. Jeder bedarf des Trosts und Trost spenden ist auch die Aufgabe eines jeden.
In der Bibel ist das ein wichtiges Thema. „Tröstet, tröstet mein Volk…“ so beginnt das 40ste Kapitel des Jesajabuchs. Trost (heb. nicham) im alttestamentlichen Sinn will nicht besänftigen, sondern die Klage eines Menschen, eines Volkes ernst nehmen. Die Beschwernisse werden ernst genommen, Klage wird zugelassen. Den Verzagten und Müden wird gut zu geredet (Jes 40,1f.)
„Hört doch meiner Rede zu und lasst mir das eure Tröstung sein“ (Hiob21,2), ruft Hiob seinen Freunden zu, Die ihn auf alle möglichen Arten „trösten“ wollen.
Der eine versucht es damit, dass er Hiob sagt, du wirst schon irgendetwas Böses gemacht haben (Bewertung), und darum ist dir das passiert, was dir passiert ist (Belehrung). Der andere spricht von einer Prüfung, die Gott ihm auferlegt hat (Interpretation). Der Dritte belehrt Hiob, dass das, was Gott macht, nur rechtens sein kann und er es anzunehmen hat. „Vertrag dich mit Gott, gib alles weg, was du hast, dann wird es wieder gut.“ (Ratschlag)
Er sagt ihnen, wie er getröstet werden will: Hört mir einfach zu! Zuhören und nicht deuten oder interpretieren ist gefragt. Trost geben heißt also, Zuhören, Klage zu lassen, „beim anderen“ sein.
Im Neuen Testament ist es Paulus, der Notwendigkeit des Trostes weiß. Sich gegenseitig trösten und ermutigen sind seine Briefthemen (1Thess3,2f; 2 Kor 1, 3-11). Trösten (parakalein) ist stärker auf Hilfe holen, ermahnen, ermutigen und stärken ausgerichtet. Der Trost ist in Gottes Barmherzigkeit und seinem Erscheinen in Jesus Christus begründet.
Das Johannesevangelium kennt den Parakleten, den Tröster, der Beistand und Fürsprecher. Er wird mit dem Heiligen Geist gleichgesetzt. Durch ihn wird die Nähe Gottes nach dem Tod Jesu symbolisiert.
Trost in der theologischen Praxis bedeutet der Trauer, dem Schmerz des Anderen Raum und Zeit zu geben, mit dem anderen „auszuharren“. In der Nacht in Getsemane betet Jesus, dass der Kelch an ihm vorüber gehen soll und er nicht sterben muss, er bittet seine Freunde, die Jünger mit ihm auszuharren und nicht einzuschlafen (was sie aber tun).
Wenn getröstet wird, ist die Erfahrung der Sinnlosigkeit und Trostlosigkeit auszuhalten. Vorschnelle Sinnangebote kennzeichnen, wie Hiob sagt, die „leidigen Tröster“. Menschennah trösten heißt, sinnvolles Leben am Horizont für den anderen erahnen. Andere (neue) Perspektiven entdecken und sehen helfen, wobei derjenige, der des Trostes bedarf, die „Geschwindigkeit“ und den „Fortschritt“ des Prozesses bestimmt.
Gott will sinnvolles Leben für jeden Menschen. Wenn das Licht von Sinnperspektiven am Himmel der Trauer aufleuchtet und ein anderes Leben angenommen und zum eigenen gemacht werden kann, dann war der tröstliche Beistand lebensdienlich.