Daunenmantel oder Steppjacke, was soll es werden? Es soll kalt werden, diesen Winter. Ein richtiger klassischer Wintermantel, so einer soll es werden, so einer der auch die nächsten 10 Jahre noch modern ist, Wolle, Alpakagemisch, ja das wäre genau das Richtige!
Gedanklich gut vorbereitet, brach ich auf, mir einen Wintermantel zu erstehen. Mit diesen Vorsätzen zog ich mit der Zeit, gar nicht mehr so fröhlich gestimmt, von Geschäft zu Geschäft. Offensichtlich war so ein Stück wie ich es mir vorstellte nun gerade nicht in der aktuellen Winterkollektion vorhanden. Nicht aufgeben, weitersuchen lautete meine Devise. Ich landete in einer Etage eines Kaufhauses, auf der es nur Mäntel gab. Hier würde ich ihn finden, hier musste es sein, ich spürte es förmlich. Und genauso war es: Klassischer Schnitt, hellbeige, 20% Wolle, 70 % Alpaka, sprich‘ Lama, – ich würde nie mehr frieren müssen! Ein Haken gab es: Schweineteuer – aber egal auf die nächsten 10 Jahre umgerechnet, war es okay. Ich bezahlte und trug das gute Stück stolz nach Haus und hängte es sichtbar an die Garderobe. Als mein Mann nach der Arbeit nach Hause kam und den Mantel sah, war er ganz begeistert. „Volltreffer“, dachte ich.
Nun hing er da, mein Mantel und wartete…auf Sonntag, seinen großer Tag, die erste Ausführmöglichkeit. Zum Essen sollte es an diesem etwas feuchten freien Tag gehen. Wir fuhren nach Buxtehude, ca. 10 Minuten mit dem Auto. Dort stiegen wir bei leichtem Nieseln aus, um zu unserem Inder, „Jogi“, zu gelangen. Mein Mann ging hinter mir her und fragte mich, was ich hinten auf meinem Mantel hätte? „Ja, was denn? Kann doch gar nichts sein.“ An der Garderobe beim „Jogi“ hingen wir den Mantel auf und Abdrücke meines Pos spielgelten sich in den Wollfäden meines Mantels. „Muss man ausbürsten“, kommentierte ich lapidar. Das Essen war perfekt, der Abdruck auf dem Mantel blieb - auch noch am nächsten Tag! Nicht half, kein Ausbürsten, gar nichts! Also brachte ich den Mantel am Montag zurück. Die Dame, die ihn mir verkauft hatte, nahm ihn entgegen. Ihre ersten entsetzten Worte waren, als ich ihr die Abdrücke gezeigt hatte: „Oh, sie waren mit dem Mantel im Regen?!“. Es hörte sich an, als hätte ich ein Kapitalverbrechen begangen. Sie trug ihn, ohne mir weiter zuzuhören oder etwas Ergänzendes zu sagen, davon; Und ich stand mitten in der Abteilung sozusagen „im Regen“. Irgendwann sah ich die Dame wieder, ich lief schnell auf sie zu, damit sie mir nicht entwischen konnte: „Wo haben sie den Mantel hingebracht?“, fragte ich. „der ist im Studio, “ antwortete sie. Ah, dachte ich, was macht der da? Werbeaufnahmen?
„Der wird ausgedämpft“, ergänzte sie ohne von meinen Gedanken zu ahnen. „Nein, bloß nicht“, entgegnete ich, „Ich will den nicht mehr.“ Das rief den Geschäftsführer auf den Plan, ein aufgeblasener jüngerer Mann näherte sich unheilschwanger. „Der Mantel ist völlig in Ordnung! Was haben sie denn mit dem Mantel gemacht? Etwa Autogefahren und dann auch noch angeschnallt?! Ja, was denken sie sich denn, das ist ein hochwertiger Wollmantel, mit dem kann man nicht so einfach Autofahren oder in die Nässe. “ Jetzt hatte ich meine Abreibung bekommen, ich war nicht nur in „den Regen gekommen“, ich fühlte mich jetzt auch wie ein „begossener Pudel“. „Oh, ah, so ist da“, stotterte ich meine erste verdutzte Antwort, „warum hat mir das denn niemand beim Kauf erzählt?“. „Ein Mantel also nicht für Hamburger Winterwetter geeignet, aber zum Ausstellen in einer Vitrine“, konterte ich, als sich mein Mutterwitz wieder erholt hatte. Er verstand meine Einlassung natürlich nicht. Was sollte ich nun machen, bei uns Zuhause war keine Vitrine mehr frei und ich brauchte eigentlich auch etwas Warmes für den Winter. Erhalten habe ich nach zähen Verhandlungen einen Gutschein im Werte des Kaufpreises, an dem ich jetzt die nächsten 10? Jahre „nagen“ kann, bis ich mir genug dafür gekauft habe.
In diesem Winter wurde es ein Parka, unter 40 Euro vom Lidl, ohne Poabdruck nach dem Autofahren.