Die Quitte

Es gibt Obst, das sich rohem Essen, und auf diese Weise verzehrt man das meiste Obst, widersetzt. Es ist einmal die Frucht des Speyerling, eine alte Baumsorte, die vor einigen Jahren wieder angesiedelt wurde. Kleine mirabellengroße Früchte, die wenn sie vom Baum gefallen sind, aufgesammelt werden und in einer ruhigen Ecke auf einem Papier oder einem Tuch vor sich hin faulen – in diesem Zustand kann man sie essen, erst dann sind sie weich und süß.

Der Quitte, dieser uralten Sorte kann man nur mühsam Essbares entringen. Nach der Ernte wird die harte Frucht geschält und entkernt, das ist richtig Arbeit. In Stücke geschnitten und entsaftet, mit Zucker versehen, wird eines Tage Quittengelee daraus. Davon ein Glas zu öffnen ist sinnlicher Genuss pur, betörender Duft und sanftes Gaumenstreicheln sind zu erleben. Es hat sich gelohnt, sich nicht abschrecken zu lassen von der harten Schale und der dem wehrsamen Fruchtfleisch. Vielleicht ist das wie bei manchen Menschen: hinter der harten Schale versteckt sich ein genießbarer Zeitgenosse.


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