Heute ist für viele auch aufgrund der Fortentwicklung der Altersmedizin ein gutes und befriedigendes Leben im Alter möglich. Warum spielt Krankheit in den Köpfen alter Menschen eine so große Rolle? Es wird vorwiegend der Verlust der Kräfte gesehen und nicht der Zuwachs an Erfahrung und Jahren. Zum anderen, weil viele alte Menschen eine Leere ausfüllen muss, z. B das Ende der Berufstätigkeit, das Verlassen des Hauses durch die Kinder. Die innere Leere wird evtl. mit Selbstbeobachtung und der Reflektion von Krankheiten ausgefüllt.
Was machen alte Menschen daraus, dass sie relativ gesund, evtl. aber gezeichnet von einigen Beschwerden und Krankheiten, sehr alt werden dürfen? Die Frage, wie viel Gesundheit ein Mensch braucht, lässt sich dahingehend beantworten, was der Mensch mit seinem Leben anfangen, an welchen Zielen er sich orientieren, was er im Alter noch erreichen will. Je geringer die Ansprüche an das eigene Leben sind, desto stärker wird Gesundheit als Wohlbefinden definiert. Wenn ein Mensch Werte und Ziele in seinem alt – gewordenen Leben erreichen will, desto stärker wird Gesundheit eine instrumentale Bedeutung erlagen, als Mittel zur Erreichung von Zwecken.
Gerade Menschen, die ihr Leben mit Krankheit oder Behinderung führen müssen, haben Strahlkraft auf andere. Sie haben unter schwierigen Bedingungen ihr Leben führen müssen, ihnen ist Gesundheit nicht in die Wiege gelegt worden. Aber gerade dieser Umstand, dieser tägliche Kampf um Leben, hat sie gelehrt, das Leben zu lieben. Gesundheit steht für den Willen zum Leben trotz gewisser Einbußen. Seelische Gesundheit steht für die Fähigkeit an zu nehmen, was ich nicht ändern kann. Der Mensch kann, biblisch gesprochen, „heil“ sein auch in und mit einer Krankheit. Er ist und bleibt Gottes geliebtes Kind.
Es gibt Menschen, die mit den Schicksalsschlägen des Lebens klagend und hadernd umgehen und es gibt Menschen, die aus allem, was ihnen begegnet das Beste machen. Sie haben Talent zum Glücklich-Sein, sie besitzen seelische Widerstandskraft, sie sehen das Leben als Herausforderung an, theologisch gesprochen, können wir das Leben als Bewährung verstehen.