Altern (28)

Zwischen Versöhnung und Verzweiflung spielt sich das Leben ab. Menschen, die sich aufgeben und nicht immer wieder neu anfangen, verzweifeln. Der Zweifel daran, dass das Leben, dass Gott es gut mit uns meint, führt zum Vertrauensverlust in das Leben. Alles wird unter dem Gesichtspunkt angesehen: das kann gar nicht gut gehen. Der Zweifel zernagt einen Menschen und frisst seine Hoffnung und sein Vertrauen. Ein Lebensmotto, das trägt, heißt, immer wieder neu anfangen und nach vorne schauen. Auf Hoffnung hin leben können wir, weil es eine Zusage gibt, die trägt und die uns auffängt: Gottes Wort, seine Liebe.

Ein durch einen Autounfall querschnittsgelähmter Mann erzählte mir, dass er Baumkosmetiker war. Er kletterte auf die höchsten Bäume und erhielt sie durch seinen Einsatz. Es war sein Traumjob. Der Unfall veränderte sein Leben. Nun war er begeisterter Rollstuhltänzer. Er war glücklich, dass er noch am Leben war und ihm, so sagte er,  ein zweites Leben geschenkt worden war.

Das Geheimnis mit sich gut im eigenen Leben umzugehen, heißt, Gott zu vertrauen und sich zu versöhnen mit dem eigenen Schicksal, sein Leben annehmen, so wie es einem begegnet. Im Leben wird nicht alles so laufen wie wir das wollen und auch Fehler oder Fehlentscheidungen aus der Vergangenheit belasten unsere Leben vielleicht auf Dauer. Wie wollen wir damit umgehen? Die Erkenntnis von dem eigenen Versagen und evtl. unbewältigter Schuld ist bedrückend. Ist es möglich, noch etwas "gut zu machen“? Oft geht aber genau das nicht, wir können im Nachhinein nichts mehr zurechtrücken, was war, ist gewesen. Welche Möglichkeiten bleiben also? Ich kann mich versöhnen mit meinem Leben, wie es gelaufen ist, mit meinen Fehlern und Fehlentscheidungen. Wie geht das? Indem Sie ganz klar im Nachhinein eine neue Bewertung vornehmen und das, was war „gut sein“ lassen. „Lass’ gut sein“ sagen wir in der Regel dann, wenn etwas nicht vollständig ausdiskutiert ist, das Thema aber so hinnehmen, die Sache stehen lassen können. Das „gut sein“ lassen, in dem Sinn wie ich es gebrauche, geht über dieses Verständnis hinaus. Die Vergangenheit wird neu bewertet: es war wie es war, anderes war mir damals nicht möglich, also kann ich es jetzt so annehmen, wie es war, es „gut sein“ lassen und im Rückblick eine positive Wertung, Würdigung über mein damaligen Lebensentscheidungen abgeben.


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