Amalie
Sieveking- Krankenhaus,- Gesellschaft,- Alten- und Pflegeheim, es gibt eine
Vielzahl von Einrichtungen mit diesem Namen. Es sind aber Wenige, die etwas
über Amalie Sievekings (1794-1859) bedeutenden Einsatz für Kranke und Schwache und
Gemeinschaften innerhalb der Kirche wissen. Sie war eine Tochter aus gutem Haus,
die früh Waise wurde und deshalb bei Verwandten unterkam. Schon nach wenigen
Jahren gab sie zusammen mit anderen Hilfskräften jungen Mädchen Unterricht in
der von ihr gegründeten Erziehungsschule. Gleichzeitig unterwies sie jeden
Sonntagnachmittag in einer Armenschule. Kaum 18 Jahre alt, trug sich Amalie
Sieveking mit dem Gedanken, eine barmherzige Schwesternschaft in der
evangelischen Kirche zu gründen, was sich aber nicht verwirklichen ließ. 1816
gründete sie mit elf weiteren Frauen eine kleine Freischule für arme Mädchen. Sie
wurde von August Hermann Franckes
Schriften beeinflusst. Bedeutend an ihr war, dass sie zu den ersten Frauen des
Bürgertums gehörte, die sich der sozialen Not in dieser Weise annahmen. Ihr
Werk wuchs schnell und wurde Vorbild für Einrichtungen zur Krankenpflege in
anderen Großstädten. Neben dem Aufbau dieser ersten Einrichtung der freien
Wohlfahrtspflege verfasste sie mehrere lesenswerte Bibelauslegungen. Theodor Fliedner wollte ihr die Leitung
seines Diakonissenhauses übertragen, Amalie verzichtete und empfahl ihren
Zögling Caroline Bertheau, die die zweite Ehefrau Fliedners werden sollte. Sie
wollte die Entwicklung ihres Vereins weiter antreiben. 1837 konnte mit dem Bau
von Armenwohnungen begonnen werden, und 1840 wurde das Amalienstift eingeweiht. Nie geriet ihr die Grundlage für das diakonische
Handeln, der Glaube, aus den Augen, den sie mit religiöser Bildung und
Erziehung förderte. Erzieherinnen, die für Kinder verantwortlich sein sollten, gab
sie während deren Ausbildung Religionsunterricht. Als 1831 in Hamburg eine Choleraepidemie ausbrach, meldete sich Amalie
Sieveking als Krankenpflegerin. Bei dieser Arbeit kam sie mit der tiefen Armut
großer Bevölkerungsteile in Berührung und gründete deshalb den Weiblichen
Verein für Armen- und Krankenpflege. Die Mitglieder wirkten aus ihrem
bürgerlichen Alltagsleben heraus durch Vermittlung von Arbeit und Bildung sowie
Hilfen zur Selbsthilfe. Amalie Sieveking schuf die genossenschaftlich
organisierte Vereinsbasis für weibliche Diakonie, wobei den Frauen die
Leitungs-, den Männern allenfalls Beratungsfunktion zukam; damit förderte sie Frauen
zur Übernahme kirchlicher Verantwortung.