Der Sonnengesang ist es, an den man in der Regel denkt, wenn man den Namen Franz von Assisi hört oder liest und sein besonderes Verhältnis zur Schöpfung, vor allem zu den Tieren, kommt einem in den Sinn, wenn sein Name fällt. Die Legenden, die sich um ihn rankten, wissen davon, dass er mit Tieren sprach.
Franziskus (1181/82 in Assisi geboren, 1226 im Kloster Portiuncula gestorben) war auf den ersten Blick ein durchschnittlicher junger Mann seiner Zeit. Er lebte in seiner Jugend alles andere als arm. Er besaß und nutzte, was sich viele junge Menschen wünschten: Geld, Kleidung, Ansehen, Freunde. Erst nachdem er als Soldat in Kämpfen verwickelt war, gefangen genommen wurde und schwer erkrankte, veränderte er sein Leben. Eine Vision ließ ihn vom Soldatenleben Abschied nehmen und nach Assisi zurückkehren. Hier pflegte er Leprakranke.
Franziskus wollte sein Leben in der „Imitatio Christi“ verbringen. Was ihn von anderen Persönlichkeiten seiner Zeit unterschied, war die Radikalität, in der er dies tat. Nachdem er als junger Mensch das ausschweifende Leben eines Sohnes reicher Eltern führte, richtete er nach seiner Bekehrung seinen Lebensstil nach der Lebensweise Jesu aus. Dabei orientierte er sich nicht am dogmatischen Jesus, wie ihn die Theologie seiner Kirche lehrte, sondern an dem menschlichen Jesus, der am Kreuz gestorben war.
Für Franziskus bedeutete Armut der Verzicht auf alles. Sowohl die einzelnen Brüder als auch der ganze Orden sollten arm sein. Wer sich der Bruderschaft anschließen wollte, musste seinen Besitz verkaufen und den Erlös den Armen geben, er sprach von „unsere heilige Herrin Armut“, die es zu lieben galt. Sie war für ihn keine Belastung, sondern eine Befreiung, die Freude und Glück brachte. Für ihn war es der Besitz, der Distanz und Rangordnungen schaffte. Gott kann nur dort ankommen, wo der Mensch frei ist, sowohl innerlich als auch äußerlich. Anhänger scharten sich um ihn, Männer und Frauen. Das führte zur Ordensgründung der Franziskaner, was ursprünglich nicht die Absicht von Franz war. Durch Klara, die ihm nachfolgte entstand der Frauenorden der Klarissinnen. Die radikale Armutsforderung und die vorbehaltlose Hinwendung zur Mitgeschöpflichkeit waren nicht unumstritten in seiner Zeit. Er verurteilte Gewalt, auch wenn die Kirche sie zuließ. Sein religiöses Dach aber war und blieb seine Kirche.