„Der Mond ist aufgegangen..“, ein Lied, das meine Oma in meiner Kindheit jeden Abend sang, wird auch heute wieder gern gesungen. Das Lied wurde von Matthias Claudius gedichtet. Obwohl er schon von Jahr 201 Jahre gestorben ist, sind seine Gedichte und Lieder noch lange nicht tot. Geboren am 15.8.1740 in Reinfeld (Holstein), stammte er aus einer Pfarrerdynastie. Er studierte Theologie und Jura, war Sekretär des Grafen Holstein, Mitarbeiter zweier Zeitungen in Hamburg und Herausgeber des »Wandsbecker Bothen«
Er verstand sich als Laie und mischte theologisch in seiner Zeit ordentlich mit. „Der Mensch lebt nicht von Brot allein, das die Gelehrten einbrocken; sondern ihn hungert noch nach etwas anderem und Besserem, nach einem Wort, …das uns auf der Zunge schwebt!“ Theologische Grundnahrung für jeden Christen wollte Claudius vermitteln. Mit seinen Liedern und Gedichten erzählte er von Gott, den er in seinem Leben erfahren hatte und der ihm seine Lebensfreude geschenkt hatte, obwohl er einige Geschwister und eigene Kinder verloren hatte. Seine Mitchristen hielt er an, täglich zu singen und entwickelte dafür ein neun strophiges Lied. Die erste lautet:
„Ich danke Gott, und freue
mich
Wie`s Kind zur
Weihnachtsgabe,
dass ich bin, bin! Und das
ich dich,
schön menschlich Antlitz! habe.“
In diesen wenigen Worten wird die Theologie von Claudius deutlich: Er freut sich an der Welt und an sich in kindlichem Staunen. Dabei hat er eine persönlich geprägte Beziehung zu Christus, die sich dann in einem ethisch verantworteten Leben zeigt. Er kann als Wegbereiter der Erweckungsbewegung verstanden werden. Grundlage des Denkens und Schaffens von Matthias Claudius war ein weltoffenes Christentum, das er in seinen Schriften den Menschen vermitteln wollte. Dabei war ihm die Bibel die selbstverständliche Grundlage seines Glaubens und Anleitung zum Leben. Dem rationalistischen Zeitgeist der Spätaufklärung stand er kritisch gegenüber. Aber er wies auch auf die Grenzen philosophischer und frommer Spekulation hin. Glaube hat sich im Alltag zu bewähren, das war seine Meinung, die gegen Spekulationen einerseits und gegen die reine Vernunft andererseits stand.
Immer wieder beschäftigte Claudius sich mit dem Tod, den er Freund Hein nannte; ihn gelte es als zum Leben gehörig zu bejahen und nicht zu verdrängen, sondern im Vertrauen auf Gott anzunehmen.