Symbol

Handlungen und Rituale können symbolischen Charakter haben. Symbole können alle natürlichen, künstlichen oder gedanklichen, gegenständlichen oder phantastischen Gestalten sein. Bilder, Worte oder Tonfolgen oder Verhaltensweisen, die sich dem Betrachter in ihrem Verweisungszusammenhang zeigen und darin als Bedeutungsträger erscheinen.

Als charakteristisches Kennzeichen für Eigenart und Wirkung von Symbolen gelten, dass sie über sich hinausweisen, einen hohen Anteil an dem haben, was sie ausdrücken, dass sie nicht erfunden werden müssen, sondern geboren werden, dass sie die Macht haben, Wirklichkeit zu erschließen und Menschen zu verbinden, dass sie aber auch missbraucht werden und dann verführerisch und zerstörend sein können.

P. Tillich, dessen Überlegungen zum Symbol eine breite Wirkung ausübt haben, stellt die Bedeutung der Symbole heraus, indem er konstatiert, dass nur ein Symbol das Unbedingte ausdrücken kann. Das Symbol hat die Möglichkeit der Transzendenz. Das Symbol ist nicht nur Hinweis auf die Transzendenz, es drückt sie aus und schafft Verbindung zu ihr.

In Fortführung des Ansatzes von Tillich wurde das Symbol als Sprachform verstanden, das die Fähigkeit hat, Abwesendes anwesend sein zu lassen. Die Ähnlichkeit wird dann kraft der semantischen Struktur hervorgebracht. Die Lehre von der Analogie des Seins wird dabei nicht vorausgesetzt. Es hat erschließenden, vermittelnden Charakter und kann so Zugang zur Welt der Religion eröffnen.

Die Frage nach der Tragweite und der Grenze der Beschreibung der Kommunikation im Gottesdienst mit dem Symbolbegriff stellt die semiotische Symbolkritik. Sie stellt den semiotischen Zeichenbegriff als übergreifenden Theorierahmen, in den sich sowohl symbolische Zeichen als auch ritualisierte Zeichen einordnen lassen, zur Verfügung. „Den Gottesdienst als Zeichenprozess ansehen, heißt also, den gesamten Handlungs- und Rezeptionsverlauf uneingeschränkte Aufmerksamkeit zuzuwenden. Transzendenz wird hier inopiae causa in den Formen und Bildern menschlicher Existenz dargstellt und vermittelt. Der Zeichenprozess  Gottesdienst will das Erleben und Entdecken dieser transzendenten Bedeutungsdimension motivieren und inspieren, er kann es nicht vor- oder festschreiben.“

Der Gottesdienst müsst also als überschaubarer Zeichenprozess gestaltet werden, der alle Versammelten dazu befähigt, ihn verstehend mitzuvollziehen. Liturgische Formen haben dann nicht schon als solches Gewicht, sondern müssen auf ihre jeweilige Funktion im Zeichenprozess neu befragt werden.

Darüber hinaus kann das Symbol auch therapeutische Funktionen haben. Mit Hilfe von symbolischen Handlungen können Lebenskonflikte bearbeitet werden, wie J. Scharfenberger herausgearbeitet hat: „ In einer bestimmten Konfliktsituation, sei es ein Konflikt äußerer Art – ein sozialer Konflikt – oder ein Konflikt innerer Art – wird eine Erfahrung gemacht, die diesen Konflikt zu bearbeiten vermag. Sie verdichtet sich zu einer Vorstellung, die sowohl den Konflikt wie seine Bearbeitung in sich aufnimmt. Eine solche Vorstellung nennen wir ein religiöses Symbol.“


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