Altern (4)


Die negative Wahrnehmung des Alterns, dem auch der derzeitige Kinoboom mit Filmen über alte Menschen meines Erachtens nichts entgegen zu setzen hat, zeigt sich in der Herausbildung aus soziologischer Sicht in der sogenannten einer „Senilitätsspirale“.


Die Bewertung des Alterns hängt von zentralen Werten wie Jugendlichkeit ab, alt sein schneidet schlecht ab. Durch diese gesamtgesellschaftliche Bewertung kommt es zu starren, negativen Stereotypisierungen gegenüber Älteren. Eine einzelne biologische Rückbildung bei einem älteren Menschen wird generalisiert, das heißt auf seine gesamte Persönlichkeit übertragen: Man meint, der langsamer gehende Ältere würde auch langsamer denken oder schlechter hören und man redet automatisch langsamer und lauter. Diese Etikettierung bestimmt Denken und Handeln gegenüber älteren Menschen. Das führt dazu, dass der Ältere diese Etikettierung übernimmt.

Die Erfahrungen älterer Menschen sind an dieser so einschränkend festgelegten Altersrolle orientiert, es entsteht eine Altersidentität mit einem negativen Selbstbild, die negativen Erwartungen der Umwelt werden als gerechtfertigt angesehen.

Die Altersrolle mit ihren Einschränkungen gilt als festgeschrieben, jede weitere, davon abweichende positive Entwicklung erscheint als sinn- und zwecklos. Die dargestellte spiralförmige Entwicklung der negativen Einschätzung vom Altern lässt einzelne Einschränkungen des alten Menschen zum Stigma der ganzen Person werden. Teileinbußen werden generalisiert. Allgemein ist ja das Ansehen „langlebiger Artikel“ in unserer „Wegwerfgesellschaft“ gering. Diese Einschätzung wird auch auf das Altern, auf alte Menschen übertragen. 

Aber von der Generation der 55-70 jährigen etwa wird berichtet, man könnte im Grunde ‚Bäume ausreißen‘, ist aktiv und wird dennoch in vielen Bereichen zum ‚alten Eisen‘ gerechnet. Dem Trend einer bekannten Wetterprognose folgend, die von tatsächlicher und gefühlter Temperatur sprach, halte ich es für denkbar, das kalendarisch und das „gefühlte“ Alter zu unterscheiden. Die meisten Menschen fühlen sich jünger als sie in Wirklichkeit, bzw. nach Kalender sind.


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