Benedikt von Nursia


Nach dem auch heute wieder sehr aktuellem Motto: „weniger ist mehr“, wollte Benedikt den Menschen die wesentlichen Lebensfragen, wie die Frage nach dem Sinn, dem Ziel nahebringen und schrieb durch seine benediktinischen Regeln Geschichte. Benedikt wurde 480 in Nursia in Italien geborgen, entsetzt über das frivole Leben in Rom, gibt er sein Studium dort auf und gründet sein erstes Kloster auf dem Monte Cassino. Wir wissen von Benedikt durch Papst Gregor, der sich selbst aufgrund der vielfältigen Beanspruchung von Menschen in der Seelsorge zu verlieren, befürchtete. Seine Beschäftigung mit Benedikt sollte ihn auf den Weg der Innerlichkeit zurückführen. Das Bild, das er von Benedikt zeichnete, darf mit Vorsicht genossen werden, da es sich um ein, von Gregor, stilisiertes Vorbild handelt. Er beschrieb ihn als Menschen mit einzigartigen Begabungen, verglich ihn mit den biblischen Propheten- und Apostelgestalten, und sah ihn als einen an, der es schaffte, sein Kloster, trotz den Wirren der Zeit, zu einem Ort des Friedens zu machen. Insofern sind die Klosterregeln, die Benedikt verfasst für Gregor von großem Interesse.

Aus seelsorglicher Verantwortung heraus wurden sie von Benedikt erarbeitet, den Glaubensanfängern sollte der richtige Weg zu Gott gewiesen und durch die Regeln ermöglicht werden. Er konnte aus einer reichen  Mönchstradition schöpfen, schon Viele vor ihm haben gute Überlegungen zu einem gottgefälligen Leben angestellt und er greift darauf zurück. Er verfasste eine Lebensordnung für die klösterliche Gemeinschaft, die aber Spielraum lässt für Zeit- und Situationsbedingtes. Die Weisungen des Benedikt sollten ein Zurückkehren zu einem ursprünglichen Daheimsein, das verloren gegangen ist, führen. Seelsorge setzt für ihn ähnlich wie bei Augustin, der von der Unruhe des Herzens sprach, bei der Suche des Menschen an. Es gibt nur eine „Bleibe“ für den Menschen und das ist bei Gott. Das Bleiben, die Beständigkeit ist Benedikt wichtig. „Bleibt in der Liebe“, dieser Satz hat praktische Konsequenzen, er bedeutet die Brüder, die man nicht leiden kann, auszuhalten und zu ertragen. Den Mitmenschen so nehmen wie er ist, weil auch jeder von uns so vom anderen angenommen werden will. Wer andere nicht leiden kann, der kann oft mit sich selbst nichts anfangen, deshalb war der Weg zu Gott auch immer ein Pfad zum eigenen Selbst, zur Selbstannahme und –liebe. „Bei-sich-selbst-Sein“ wurde in der Zurückgezogenheit und im Gebet geübt.

Nach der Beständigkeit ist die Umkehr der zweite wichtige Begriff der Gelübderegeln des Benedikt. Verstanden wurde unter diesem Begriff, die tägliche Prüfung des eigenen Lebens, es geht um Läuterung und mit modernen Worten gesprochen um Identitätsfindung; sich selbst und seinen Aufgaben in der Welt gerecht zu werden. Benedikt erläuterte den Sinn dieser Regel mithilfe des Gleichnisses vom Pharisäer und Zöllner: Wer hoch hinaus will, kann tief fallen. Er empfahl Demut, in der Richtung, dass jeder sich selbst prüft und seine schwachen Stellen erkennt, an denen er zur Hochmut, Selbstüberschätzung neigt und daran zu arbeitet. Eine ausgereifte, integrierte Persönlichkeit, die in sich und Gott ruht, ist seine Vision vom Mönchsein Er wusste, dass das Bemühen, das „An sich Arbeiten“ ein stetiger Prozess zwischen dem Guten wollen und dem Schlechten tun, bleiben würde.

Die dritte Formel Benedikts bezieht sich auf den Gehorsam. In unserem Sprachgebrauch hat dieses Wort oft einen Beigeschmack in Richtung „Kadavergehorsam“. Gehorsam wird nicht im militärischen Sinne verstanden. Die Suche nach wacher Aufmerksamkeit, die Weckung von Sensibilität, die Erfahrung von Empfindsamkeit verstecken sich in diesem Gelübde. Benedikt wollte die Öffnung von Herz und Seele für die Strahlkraft Gottes in unser Leben hinein, erreichen. Sich an Gottes Willen mit dem ganzen Sein hingeben können, das ist das Ziel der Gehorsamkeitsregel.

Die Regeln sind im Bild gesprochen ein Geländer, das die Mönche in die innere Freiheit führen soll. Ähnlich wie die 10 Gebote keine Verbote sind, sondern Hilfen zu einem guten und gelingenden  Leben.

„Wer im klösterlichen Leben und im Glauben fortschreitet, dem wird das Herz weit, und er läuft in unsagbarem Glück der Liebe den Weg der Gebote Gottes“, so sah Benedikt seine Vorgaben für die Mönche als Anweisung, wie wir heute sagen würden, zum Glücklichsein. Sicher hatte er unter Glück etwas anderes verstanden als Menschen von heute. Allerdings gibt es aus meiner Sicht auch da Berührungspunkte: Es geht um Stärkung der eigenen Person, des Ichs und um eine mit sich selbst, den anderen und Gott in Einklang befindliches Lebens.


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