Die zwei Frauen Theodor Fliedners: Friedericke und Caroline


Als Pionierinnen der diakonischen Seelsorge können Friedericke (1800-1842) und Caroline (1811-1892) Fliedner verstanden werden. Friedericke Fliedner war die erste Frau von Theodor und war als Mädchen aus einer Lehrerfamilie, die früh ihre Mutter verloren hatte, schon mit 26 Jahren als Erzieherin verwahrloster junger Frauen tätig. Zwei Jahre später heiratete sie und zog als Pfarrfrau nach Kaiserswerth. An allen Werken, die vor Ort entstanden, wie Asyl für entlassene weilbliche Strafgefangene, Kleinkinderschulen und Diakonissenkrankenhäuser war sie konzeptionell und praktisch beteiligt. 1837 wurde sie Vorsteherin des Diakonissenmutterhauses und bildete Krankenschwestern aus. Ihr Arbeitspensum war enorm. Sie starb an den Folgen einer Frühgeburt und hinterließ nach 11 Schwangerschaften drei eigene und zwei angenommene Kinder.

Caroline Bertheau, von Amalie Sieveking erzogen und mit dem Glauben vertraut gemacht, wurde auf Empfehlung Amalies die Nachfolgerin Friederickes am Diakonissenmutterhaus. 1843 heiratete sie Fliedner, zog sieben eigene Kinder und drei Stiefkinder groß und pflegte ihren Mann, trotz aller anderen Berufstätigkeiten, bis zu seinem Tod im Jahr 1864. Beide Frauen litten zeitweise an Überarbeitung oder wurden dadurch krank. Caroline wurde in Kaiserswerth schlicht „Mutter“ genannt. Sie starb am 15.4. 1892 auf ihrem Altersruhesitz in Worms.

Beide Frauen verstanden Seelsorge als Gespräch mit Gott, was sich vor allem in dem ständig geübten Fürbittengebet zeigte. Das Gebet wies ihnen den Weg, den sie einschlagen sollten. Es half ihnen zur Bewältigung von Situationen, in denen sie menschlichen Beistand vermissten. Beide stellten einen hohen Anspruch an sich selbst. Friedericke schreib: „Der Herr lasse mich nichts tun aus Trotz oder eitler Ehre oder Herrschsucht, sondern darum, um meinem Beruf mit Gewissheit vorzustehen.“ Seelsorge und Diakonie gehörten für sie  zusammen. Ihr Amt als Ehefrauen, Vorsteherinnen der Schwestern, Vertrauten und Ratgeberinnen war konfliktbeladen. Gleichzeitig waren ihren Interventionen  den anderen Schwestern gegenüber nicht frei von paternalistischer Fürsorge und autoritärer Bevormundung, was durchaus auch zeitgebunden verstanden werden muss und nicht dazu führen darf, dass ihre herausragenden Leistungen nicht gewürdigt werden.

 

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