Elisabeth Cruciger geb. Messeritz


Man kann nicht sagen, dass Elisabeth Cruciger als erste evangelische Liederdichterin Berühmtheit erlangt hat – denn wem, der nicht Kirchenmusik studiert hat,  ist ihr Name heute noch bekannt oder im Gedächtnis? Sie wurde um 1500 auf Gut Meseritz (Międzyrzecze) bei Schievelbein (Swidwin) in Pommern geboren. Dem Glauben früh zugewandt, trat sie ins Prämonstratenserinnenkloster bei Treptow a.d.Rega ein. Als Nonne hatte sie Zugang zu Büchern und somit die Möglichkeit, sich einige  Lateinkenntnisse aus der Bibel und aus Schriften der Kirchenväter zu erwerben. Vermutlich  hatte sie  Kontakt mit Johannes Bugenhagen, der im  nahegelegenen Kloster Belbuck theologischer Lehrer war und der der reformatorischen Lehre zugeneigte war. Die Begegnungen der beiden führten dazu, dass sie das Kloster 1523 verließ und nach Wittenberg zur Familie Bugenhagens übersiedelt. Sie heiratete ein Jahr später Caspar Cruciger, Pfarrer und später Professor, ein Mitarbeiter Luthers, der selbst die Trauung vornahm. 1525 schrieb sie ihr erstes bekanntes Lied: “Herr Christ, der einig Gotts Sohn“ (EG 67).  Vielen Frauen, die sich dem Klosterleben verschrieben hatten und durch die Reformation in andere Bahnen gelenkt wurden, bedeutete die Heirat nicht, dass sie ihr religiöses Engagement aufgeben würden. Sie führten ihr religiöses und seelsorgerlich geprägtes Leben in anderer Weise fort.  Elisabeth dichtete Lieder und verfasste Trostbriefe. Gleichzeitig war sie Ehe- und Hausfrau   und Mutter zweier Kinder, Caspar und Elisabeth. Der Sohn  wurde als Theologe der Nachfolger von Melanchthon in Wittenberg, die Tochter heiratete nach dem Tod ihres ersten Mannes Luthers Sohn Johannes. Dem ehemaligen und inzwischen getauften Juden schriebt sie in seinen Glaubenszweifeln und Anfechtungen, dass sie mit ihm leiden würde: „Darauf empfange dies mein Schreiben zu dir und laß dirs ein Trost sein, denn es ist gegen Gott ein Wohlgefallen, dass wir uns untereinander trösten.“  Sie munterte Menschen auf, indem sie zum gemeinsamen Singen aufrief, und sie richtete Menschen in ihrer „Briefseelsorge“ auf durch ihre mitfühlende, Nähe zeigende Art. Sie verwarf Glaubenszweifel nicht, führte Menschen aber über diese Anfechtungen hinaus zu wiedererwachtem Vertrauen.


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