Helmut Tacke


Glaubenshilfe als Lebenshilfe

Zwischen zwei Polen pendeln Überzeugungen und Einstellungen hin und her, in diesem Schwingen spiegelt sich Lebendigkeit. Helmut Tacke (1928-1988) verleiht der Diskussion zwischen verkündigender und therapeutischer Seelsorge Schwung, weil er einmal die Fronten klärt und dann zwischen ihnen vermittelt. Er sieht in der Hilfe zum Glauben die Hilfe zum Leben. Eine praxisbezogene Vermittlung des Evangeliums in Form eines freien Gesprächs sieht er als Möglichkeit, die Seelsorge Gottes durch Gott zur Sprache zu bringen.

Durch Empathie und das Finden der richtigen Worte, die biblisch begründet sind, werden mit dem Anderen zusammen Räume für neue Sichtweisen erschlossen und die persönliche Freiheit, das eigene Problem neu anzuschauen, wird eröffnet.

Helmut Tacke, 1928 geboren war ein umtriebiger Pfarrer, der unter anderem Predigerseminar in Wuppertal leitete, aber auch die deutsche Gemeinde in Istanbul und England betreute. Er fühlte sich in seiner Lebensauffassung Albert Camus nahe, der die Absurdität und Sinnlosigkeit der Welt betonte. Tacke scheibt: „Ich muss bekennen, dass ich dem Sinnlosen auch durch den Glauben keinerlei Sinn und Verstehbarkeit abgewinnen kann.“ Dies mag seine besondere Einfühlungsgabe für Menschen in Glaubenszweifeln erklären. Er wollte Menschen nicht zur Selbstverwirklichung führen, denn er fürchtete die „Selbstvergiftung“, die er gegeben sah, wenn Menschen sich nur mit sich selbst beschäftigen. Kirchliche Seelsorge ist auch immer Lebenshilfe, aber in erster Linie ist sie Glaubenshilfe. Mit Humor versuchte er Menschen von der Selbstbespiegelung zu entfernen und bei Dingen, die nicht zu ändern waren, riet er zu  Kunst der „Lindigkeit“( Phil 4).So schreibt er in einem Brief einer erwachsenen Frau, die Schwierigkeiten im Zusammenleben mit ihrer Mutter hat: „Ich kann gut verstehen, dass es immer wieder die alten Konfliktebenen sind, wo es zum Scheitern kommt. Das Zusammenleben mit Ihrer sehr ungewöhnlichen Mutter verlangt Kräfte, die aus der inneren Balance kommen müssten. Das ist eben manchmal nicht möglich.“  Es wird versucht, die, die Schwierigkeiten mit ihrer Mutter hat, eine Tür geöffnet, anstelle der „problematischen“ Mutter die „ungewöhnliche„ zu sehen und „Lindigkeit“ zu empfehlen, im Wissen darum, dass dies oftmals viel verlangt ist.

   

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