Rudolf Bohren & Christian Möller


Worum geht es in der Seelsorge? Ein Mensch, in Not oder mit Problem beladen, wendet sich an einen anderen, ein Gemeindeglied oder einen Pfarrer und hofft auf was? Auf Verstehen Trost, Hilfe, Rat, Befreiung. Vielen geht es wohl in erster Linie darum, in der eigenen Situation wahrgenommen und verstanden zu werden. Rudolf Bohren (1920-2010) und Christian Möller (1940) sind Vertreter einer Seelsorge, die Trost bieten soll. 

Getröstet soll der Mensch aus dem gemeinsamen Gespräch herausgehen. Das ist ein hoher Anspruch. Zumal auch Bohren erlebt hat, wie „untröstlich“ man sich im Leben fühlen kann. Diese Erfahrung beschreibt er in der stark biographisch ausgerichtete Schrift, die 1990 erschienen ist mit dem Titel: „In der Tiefe der Zisterne. Erfahrungen mit der Schwermut“. Rudolf Bohren wurde 1920 geboren und ist aus meiner Sicht so etwas wie ein moderner „Kirchenvater“. Er lehrte an der Theologischen Hochschule in Wuppertal, Christian Möller war sein Nachfolger und später Professor für Praktische Theologie in Heidelberg.

Wie ein roter Faden werden die Überlegungen von beiden durch die Wirkung des Geistes bestimmt. Die Augen für Gott werden dann geöffnet, wenn das Leben in der Gemeinde und des einzelnen als Wirkung des Geistes Gottes verstanden werden. Und somit ist Geistesgegenwart auch die unverzichtbare Voraussetzung jeder Seelsorge. Sie sorgt dafür, dass die Gemeinde nicht nur Seelsorge betreibt, sondern Seelsorgegemeinde wird. In der Taufe, wird das Gnadenhandeln Gottes am sündigen Menschen unüberbietbar deutlich: Du bist mein lieber Sohn, mein liebes Kind, an dem ich Wohlgefallen habe. Die Basis ist Gottes Ja zum Menschen. Das ist die Stärke, auf die der getaufte Mensch fortan angesprochen werden kann.

Die Taufe ist das Einheitsband, nach Möller und hat zur Konsequenz, dass man nicht zwischen Kircheninternen und Kirchendistanzierten unterscheiden muss. Gegenüber einer Spiritualität, die esoterisch auf Vergeistigung aus ist, ist für lutherische Spiritualität die Freude am Sinnlichen wie z.B. Wasser, Brot und Wein oder das Hören auf das Wort kennzeichnend. „Seelsorge kann wie ein auffangendes Netz sein“ schreibt Möller: „…dafür braucht es ein Kontaktnetz, das langsam, beharrlich und behutsam in der Gemeinde geknüpft sein will, um möglichst keinen in seiner Einsamkeit oder Hilflosigkeit umkommen zu lassen“. Die Seelsorge ist im Gemeindeleben eingebettet und es wird betont, dass jeder dem anderen zum Seelsorger werden soll.


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