Seelsorge mit alten Menschen


Altwerden ist gerade noch erlaubt, aber man sieht es nicht gerne“, witzelte Dieter Hildebrandt. Immer mehr Menschen werden immer älter und auch in diesem Bereich ist eine Spezialisierung der Seelsorge nötig. Der alte Mensch ist in erster Linie ein Mensch, aber er ist durch sein Alter bestimmten Herausforderungen ausgesetzt. Für den Seelsorgenden ist es wichtig, von diesen zu wissen und diese zu kennen.

 Exemplarisch für die spezialisierte Seelsorge, wird an dieser Stelle von der Seelsorge mit alten Menschen berichtet. Es geht um eine Lebensdeutung angesichts des Alterns im Horizont des Glaubens. Die Situation alter Menschen kann vielfältige  folgenden Seelsorgeaufgaben erkennen lassen. Eine 86 Jährige schrieb mir in einem Brief: „Das Bewusstsein der Endlichkeit des Lebens rückt mir bedrohlich in die Rechnung.“ Im Gespräch mit ihr über die Fragmenthaftigkeit ihres Daseins, nahm ich das Bild vom Puzzle zur Hilfe. Ein Puzzle besteht, wie das Leben aus vielen z.T. sehr unterschiedlichen Teilchen oder Stücken. Am Ende des Lebens hat man oft den Eindruck, dass das eigene Lebenspuzzle nicht fertig wird. Ich meine, dass unser Lebenspuzzle von Gott „fertig gelegt“ wird, er wird die fehlenden Teile einfügen. Mit diesem Bild konnte sie sich vorstellen, ihr weiteren Tage, Monate und Jahre auch „unfertig“ zu leben. Der Erfahrung von Vergänglichkeit kann das Prädikat Gottes an den Menschen, dass er "unendlich wertvoll" ist, weitergegeben werden. Gerade alte Menschen haben ein starkes Bedürfnis nach Wertschätzung. Sie wollen erfahren, erleben können, dass sie einmalig sind, anerkannt und geliebt werden. Der Zuhörende kann dem Klagen über das Nachlassen der eigenen Leistungsfähigkeit die Erlaubnis des "Da-Seins" gegenüber stellen. Da zu sein ist ein hohes Gut, es geht nicht mehr darum, sich über Leistung zu beweisen. Dem Bemerken von körperlichen Einschränkungen die Möglichkeit der geistigen Entgrenzung z. B. im Gebet entgegen halten. Der Wunsch nach Heimat  und Beheimatung durch Nähe und dem Angebot Gottes und seiner Geborgenheit entgegen kommen „Offene Rechnungen“, die am Ende eines Lebens belasten, können evtl. beglichen werden. Eigne Schuldanteile werden gesehen und angenommen, es kann vergeben werden.


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